Link: Kleiner bebilderter Review der Ausstellung 
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Hängt die Malerei am Schlauch ?
Ein altes Spritzenhaus in einem malerischem Heidedorf als Kulisse zum Zwecke der Selbstgefälligkeit?

hjd. Diese Fragen sind uns häufig gestellt worden in den letzten Monaten. Einige gingen schon fast unter die Gürtellinie: Müßt Ihr Euch irgendwie beweisen?'

Mitnichten. Der Ort soll nicht aufgemischt werden und auch nicht als Kulisse für Selbstdarstellung dienen. Behutsam wachgeküßt ist die präzisere Umschreibung. Ahlden an der Aller ist ein authentisches, schönes Dorf, dessen erhaltene Bausubstanz die Herzen höher schlagen läßt. Ein wenig verträumt und vielleicht ein bißchen langsamer (ils das heute 'gängige Tempo'. Es hat alles, oder fast alles, was sich ein Designer für ein Legodorf austüfteln würde. Einen forschen, außergewöhnlich eloquenten Bürgermeister, einen Schützenverein, Kegler und eine Freiwillige Feuerwehr. Die existiert schon seit Urzeiten und so gibt es zwangsläufig auch ein Haus in dem die Schläuche, nach Übung oder Ernstfall, zum Trocknen aufgehängt wurden. Dieser Turm wird nicht mehr gebraucht und ist dabei in musische Ambitionen abzudriften.

Ahlden hat allerlei Traditionen vorzuweisen. Erst hat sich die Aller aus dem Ortskern verflüchtigt, dann ist die Prinzessin Sophie Dorothee in das Schloß zwangseinquartiert worden, der Grund, der halbseidene Hasardeur Graf Königsmarck, ist hinreichend bekannt. Jahrhunderte später ist Hermann Löns durch die Schlenke gepirscht und hat, wie ja auch ausgiebig publiziert, noch femininem Gefiedertem Ausschau gehalten. Danach hat es nur eine Generation gebraucht und Arno Schmidt tummelte sich an der Alten Leine und besetzte das Dorf mit allerlei Zusammengereimtheiten. Wer Schmidt gelesen hat, sieht dem Schreiber dieses Wort mit Freude noch. Daraus wurde der Roman "Das steinerne Herz'.

Danach schlummerte Ahlden wieder in die Bedächtigkeit, feierte Schützenfeste, gönnte sich ein Refugium für den Bürgermeister und die Bewohner fanden, das es so recht sei. Kurz bevor dieser wundersame Ort nun endgültig in einen Tiefschlaf versinkt, kommt etwas Unruhe auf. Es soll, munkelt man, eine Galerie entstehen. Mit richtigen Ausstellungen und 'anneren kulturellen Veranssstaltungn'. Wenn Sie Ungewöhnliches vernehmen, verkünsteln sich die Heidjer aufs Näseln.

Die inzwischen fast fertig restaurierte 'Alte Feuerwache', wird in der Tat zu einem Hort für Reden, Gucken und Hören. Nichts für gespreizte Finger, keine Vernissagen mit Ansprachen, die niemand versteht, aber mit einem hohen Anspruch an Qualität. Damit hier kein falscher Zungenschlag aufkommt: Nichts gegen Laudationes denen man intellektuell nicht folgen kann, sie sind Balsam für die Seele und verführen zu wunderschöner Tagträumerei.

Die Ausstellungen sind 'thematisiert'. Zunächst sind es Celler Künstler die alte Bande neu knüpfen. Im April 2000 Maler aus Hannover und im Herbst 2000 ist eine Ausstellung mit Londoner 'Gestaltenden' geplant. (Es gibt kein wirklich treffendes Synonyrn für Maler) Diese Serie ist eine Hommage an die Prinzessin, deren Ehemann immerhin König in Hannover und auch als Georg der 1. von England war.

Im August 2000 werden die Einheimischen dann mit einer Multimediashow endgültig wachgerüttelt und in unsere medienträchtige Zeit gebeamt. "Ein Spaziergang durch Ahlden mit Arno Schmidt'. Er hat dieses Dorf so trefflich beschrieben, daß die Ahldener jeden Meter, den sie auf der Riesenleinwand am Schlauchturm sehen, mitlatschen können.

Die Fragen aus der Headline sind damit aber noch nicht beantwortet. Die Käufer des Spritzenhauses sind 'Heidjer' mit ordentlichem Wohnsitz in Wiesbaden. An dieser Stadt gibt es nun wahrlich nicht zu makeln, aber es sind die Birkenalleen, die Klinker, die Sprache und die Menschen die ihnen ein wenig 'abgehen' in Hessen. Und nach Ahlden, da wollten sie immer schon mal hin.

Es hat den Anschein als ob die, sonst eher distanzierten Einheimischen, langsam Vertrauen in die neue Institution alte Feuerwache investieren. Sie zeigen Anflüge von spöttischem Interesse. Die alte Feuerwache hat in den hundert Jahren viel erlebt. Leichenhalle, Gefängnis, Asylantenunterkunft, Schulungszentrum für Feuerwehrleute und Unterschlupf für Obdachlose. Da wird es ein bißchen Kunst auch noch überstehen.

Die Initiatoren hingegen, verknüpfen ihre Ambitionen, Bücher lesen, Bilder angucken und über Gott und die Weit ratschen, mit der Herausforderung: Einfach mal wieder etwas zu tun! Nicht mehr und nicht weniger. Es ist und bleibt ein nichtkommerzielles Engagement. Die Ausstellungen und Veranstaltungen sind 'taxfrei' für alle Beteiligten. Steht da noch jemand auf dem Schlauch ? 

Doneck Kleist 1 65187 WI Tel 0611-85756 Fax 85734 email DonPart@aol.com

Die Ausstellenden: Dietrich Klatt RWLE Möller Hans Doneck Jürgen Elvers

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