Das kleine Städte

Ahlden

Berlin

Chicago

Wer ist wer unter den Metropolen?

Ein absolut neutraler Städtevergleich! Von DONECK & PARTNER

Was unterscheidet Ahlden von Berlin und Chicago '?

Die zentrale Lage - denkt man sich zwei Geraden zwischen Oslo und Rom, und Birmingham und Berlin - liegt Ahlden genau zehn Meter neben der Kreuzung.

Chicagoaner und Berliner fahren am Wochenende raus, die Ahldener sind schon da.

Im Gegensatz zu Berlin und Chicago konnte 1982 das Amtsgericht Ahlden geschlossen werden - nicht genügend Spitzbuben, die sich erwischen lassen.

Wer mal versucht hat bei Tiffany in Chicago oder beim KADEWE in Berlin in der Käseabteilung ein Päckchen nach Dwylchidwuchy in Wales oder nach Pfaffenhofen in Bayern aufzugeben, ist kläglich gescheitert. In Ahlden ist das bei Rotermund, dem Kolonialwarenhändler, gang und gäbe.

Bei dem schöngeistigen Uhrmachermeister Meyer in Ahlden, kostet die Generalüberholung einer Cartieruhr ungefähr die Hälfte von dem, was das Ausfüllen des Reparaturauftrags bei Cartier in Chicago kostet.

In Ahlden regieren weder Al Capone, noch die Chaoten vom Prenzlauer Berg. In Ahlden regiert Kurt Bösche. Kühl, kompetent und ohne störende Beeinträchtigung durch einengende liberale Verkniffenheit. Selbst Ministerpräsidenten holen sich, vor tiefgreifenden persönlichen Veränderungen, seinen Rat ein. Über die focussierenden Konsequenzen deckt man besser den Mantel der Barmherzigkeit.

In Ahlden werden mehr Berliner mit Marmelade vollgepumpt - als Ahldener in Berlin. Und während in Chicago Wasser als Getränk verpönt ist, kreiert Bäckermeister Berndt daraus den weitgerühmten Wasserkuchen. A la bonne heure!

Wenn man von Hodenhagen kommt, bleibt einem auf der Allerbrücke, siehe Bild oben, für einen Moment das Herz stehen. Ästheten, Träumer und Phantasten erahnen hinter den Deichen Lebensart, Kultur und einen eigenwilligen, störrischen Hang zum 'Althergebrachten'. Wem der Atem hier nicht stockt, kehrt besser gleich wieder um, und vergnüge sich im Safari-Park oder im farbenprächtigen Hotel Domizil. Er wird weder das Dorf, seine Bewohner, noch die sensible Seele der Ahldener Prinzessin verinnerlichen. Die Euphorisierung des 'Ahldener Charismas' ist wenigen vorbehalten. Geräucherten Aal kauft man viel besser in Müden an der Örtze, Heidschnuckenfelle in Bevensen und drapierte Erikagestecke für die Schrankwand, in Soltau. In Ahlden gibt es nur Ahlden. Dafür aber reichlich!

Prinzessin Sophie Dorothee genoß im späten 16. Jhd. dieses Panorama, und war davon so angetan, daß sie 32 Jahre in Ahlden verweilte. Ja es gefiel ihr so fürtrefflich, daß sie bis an ihr Lebensende nicht einen einzigen Schritt mehr 'vor die Aller' gesetzt hat. Ihr Gatte, Georg der I von England, vergnügte sich derweil in London. Nur was sind London, Berlin oder Chicago schon gegen Ahlden? Lacher! Der Buckinghampalast ist ein Witz, und die Berliner Grüne Woche ist in Ahlden das ganze Jahr. Und noch etwas. Prohibition wie in Chicago wäre in Ahlden undenkbar. Hier spürt man noch den alten Geist im Korn. Variable Trinkkultur pur. Die 'lüttje Lage' als Cocktail - Korn ins Bier. Wegen der 'Reinen Weste'. Prost

Was unterscheidet Ahlden noch von Berlin und Chicago?

In Ahlden ernähren circa 600 wahlberechtigte Einwohner ihren Bürgermeister. In Berlin braucht man dazu 1,6 und in Chicago drei Millionen Menschen.

Pro Kopf der Bevölkerung gibt es in Ahlden 1'/4 Sitzgelegenheiten in öffentlichen Trinkanstalten, in Berlin und Chicago noch nicht einmal einen halben Melkschemel.

Statistisch gesehen trifft jeder Ahldener zwei Pferde pro Tag, der Berliner keins und der Chicagoaner drei Gangster.

Es gibt in Ahlden mehr Helbergs als in Chicago und mehr Bäume als am Kurfürstendamm.

Die Honigproduktion in Ahlden übertrifft alle Er-wartungen, auch die der Bienen. Sie sind sehr stolz darauf, daß sie immer noch Heidehonig 'zusammensummen', weil es inzwischen im Gartencenter Duisburg, mehr Heide gibt als in Ahlden und um herum. Die Bienen rühmen sich deshalb zu Recht, und finden, daß David Copperfield ein Waisenknabe gegen sie ist.

Die zuverlässigsten Handwerker der Bundesrepublik leben in Ahlden - und die schweigsamsten Wirte. Die lieben es nicht in den Verruf von Schwätzern zu geraten. Da sagen sie schon lieber nichts - und ihre Gäste sind gute Schüler.

Wenn man in Ahlden trotzdem mit jemandem fabulieren will, muß man seinen Zaun streichen. Dann setzen die Ahldener ihre Allzweckwaffe ein: "Haben sich aber viel vorgenommen". Dieser Satz ist Allgemeingut und vermittelt den Heidjern das Gefühl von Showmasterei. Schlecht ist es mit der Kommunikation allerdings dann, wenn man keinen rostigen Zaun zur Hand hat. Ein Wort gilt immer in Ahlden: Prost!

Der folgende Dialog zwischen Hermann Löns und Arno Schmidt ist authentisch. Er fand vor dem Ahldener Schloß statt. Die beiden großen Dichter waren zu einer Auktion angereist, aus Bargfeld und Verdun, um den Schreibtisch, Sophie Dorothees, die gerade verschieden war, zu ersteigern. Sie brauchten Material für neue Schnulzen, und hatten gehofft im Sekretär der Kurprinzessin Briefe Königsmarks zu finden. Pustekuchen- das Mobiliar hat der angesehene Ahldener Bürger Paul Rust ersteigert, in dessen Haus es heute noch steht. Löns schrieb aus lauter Verlegenheit die Glosse: "Im Wald der großen Vögel" und Schmidt blieb ein wenig in dem schönsten aller deutschen Dörfer und fabulierte: "Das steinerne Herz". Zufälle gibs....

Schmidt: "Sachmalöns du hast dich menetekliös zum Krieg gemeldet- gings dir da nicht gut im ABC Kopf?"

Löns: "Kenne die Vokabel menetekliös nich -meinten das?"

Schmidt: "Gibsnichdaswort -soll aber meinen-Hirnrissigkeit"

Löns: "Sieh dir doch die großen Vögel an, und frag mich über Mümmelmann - wir sind nah bei der Schlenke - und nich im Kriegsgeplänke"

Schmidt: "Lönsdunervst"

Löns: "Und nerve ich dich lieber Freund - titulier mich gerne unverschäumt"

Arno Schmidt denkt: "Futzi - aber immerhin lesen mehr Leute seine Bücher als meine "

Hermann Löns denkt auch: "Irgendwann schreibt dieser Angeber seine Spökenkiekereien mal auf versiffte Zettel, und brüstet sich damit"

Anmerkung: Löns war klug, er konnte das damals noch nicht wissen. Schmidt war auch klug - nur so

1140 -1996  756 Ahlden

Bis weit in die Mitte des 20. Jahrhunderts wurden die jährlichen Überflutungen rings um den Flecken Ahlden, von diesen beiden Löwen überwacht. Dadurch war es allerdings auch den zahlreichen Touristen unmöglich, in den inneren Kern der Stadt vorzudringen, ohne gefressen zu werden. Das ist nun alles besser geworden. Der rührige Fremden -Verkehrsverein hat, auch um in den Genuß, sprich Knete, des EG-Aller-Leine-Projekts zu kommen, die lieben Tierchen in das Wappen Ahldens verbannt. Da ruhen sie nun und lächeln süffisant. Eine Art Dependance der griechischen Unterwelt. Hades meets Ahlden -was für ein Orakel. Oder sind die beiden Löwen die Wächter des 'Homerischen Gelächters an Aller und Leine' ?